Eine abenteuerliche Reise durch die Ukraine des 17. Jahrhunderts


Leseprobe: Kosakische Brautwerbung
Durch den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1618 wird das Leben für den französischen Hugenotten Guillaume le Vasseur de Beauplan zusehends ungemütlich, weswegen er sich dazu entschließt, sein Glück in einem anderen Land zu suchen. Nach längeren Reisen kommt er um das Jahr 1630 in die polnisch-litauische Adelsrepublik, um dem polnischen Wahlkönig seine Dienste anzubieten. Während im Westen der Kampf zwischen den Konfessionen tobt, der Europa in den Abgrund reißt, muss sich Polen, das nicht am Dreißigjährigen Krieg teilnimmt, mit inneren und äußeren Feinden herumschlagen.
Beauplans Hauptaufgabe ist es, die Verteidigungsanlagen des polnischen Staates gegen die Osmanen und die Tataren zu verbessern und zu modernisieren. Hierzu erstellt er detaillierte Karten der Grenzgebiete, die den polnischen Truppen bei der Planung von Militäroperationen helfen. Seine größten Leistungen in Sachen Militärarchitektur sind die Befestigungen in Bar, Kodak, Brody und Kremenčuk.
Beauplan ist auch an der Vermessung und Kartierung anderer Gebiete in Polen-Litauen beteiligt. In den 1630er und 1640er Jahren bereist er die Ostgebiete der Republik und schreibt seine berühmte Arbeit Description d’Ukranie (mit dem berüchtigten Fehler im Titel), die eine detaillierte Beschreibung der Geografie, der Bräuche und der Kultur Polens, der Ukraine und der Krim enthält. Es handelt sich dabei nicht um eine vollständige Chronik, sondern um einen Zeitzeugenbericht. Der Autor zeichnet auf, was ihm gefällt, auffällt und fasziniert, oft ohne die Zusammenhänge vollständig zu erfassen. An einigen Stellen macht der Autor auch Fehler. Dennoch erweist sich der Militäringenieur als begabter Erzähler, der es auch nicht an amüsanten Episoden mangeln lässt. Seine Karten und Beschreibungen der Lebensart der Kosaken, der Krimtataren sowie der Polen sind wertvolle historische Quellen. Besondere Bedeutung kommt Beauplans Beschreibung zu, weil er einer der ersten Außenstehenden ist, der das Konzept einer eigenständigen Ukraine erkannt und anerkannt hat.
In der deutschsprachigen Welt ist Beauplans Werk weitgehend in Vergessenheit geraten. Das ursprünglich auf Französisch verfasste Werk wurde erst über 100 Jahre später ins Deutsche übersetzt. Zudem war die politische und kulturelle Landschaft im deutschsprachigen Raum im 17. Jahrhundert von anderen Auseinandersetzungen geprägt, wie dem Dreißigjährigen Krieg und den Konflikten zwischen Österreich und dem Osmanischen Reich.
Die Neuauflage präsentiert die bisher einzige deutsche Übersetzung der Description d’Ukranie durch Johann Wilhelm Moeller aus dem Jahr 1780, die sorgfältig überarbeitet und aktualisiert worden ist, um sie an die heutigen Lesegewohnheiten anzupassen und um sie verständlicher zu gestalten. Dennoch wurde Wert darauf gelegt, den ursprünglichen Charme des Textes möglichst getreu wiederzugeben.
